Ortsplan 1826 von Alois Negrelli

Die „Dornbirner-Ach-Karte“ von 1826 im Stadtarchiv Dornbirn

(Harald Rhomberg/Stadtarchiv Dornbirn)

Im Stadtarchiv Dornbirn befindet sich ein 19 Blätter umfassendes Kartenwerk, das den Verlauf der Dornbirner Ache vom Zusammenfluss der beiden Hauptquellflüsse Ebniter Ache und Kobel Ache im Gütle bis zur Einmündung in den Bodensee bei Fußach darstellt.

Die Entstehung dieser Pläne ist im Zusammenhang mit der Vermessung des gesamten Rheinverlaufs mit Einbeziehung des ganzen Talgrundes des Vorarlberger Rheintals zu sehen. Die Anfertigung der „Rheinstrom-Karte“ in den Jahren 1825-27 stand unter der Leitung des Tiroler Baudirektions-Adjunkten Joseph Duile. Diese Vermessung diente als Grundlage für die späteren Verbauungsmaßnahmen am Vorarlberger Rheinufer. Die „Dornbirner-Ach-Karte“ dürfte nun eine Kopie der „Rheinstrom-Karte“ sein. Ihre Entstehung verdankt sie der zur selben Zeit geplanten Regulierung der Dornbirner Ache. Als Planzeichner ist „Franz Negrelli“ vermerkt. Dieser ist der jüngere Bruder des später als Planer des Suez-Kanals berühmt gewordene Alois Negrelli (1799-1858). Alois hatte von 1826-32 in Vorarlberg die Stelle eines Kreisingenieurs-Adjunkten inne und war in dieser Funktion an zahlreichen, v.a. öffentlichen Baumaßnahmen als Planer und Bausachverständiger beteiligt. Von der Tätigkeit des Franz Negrelli in Vorarlberg ist kaum etwas bekannt, so dass die näheren Umstände zur Urheberschaft an der „Dornbirner-Ach-Karte“ im Dunkeln liegen. Wahrscheinlich gehörte er zum Mitarbeiterstab, der die Vermessungsarbeiten für die „Rheinstrom-Karte“ durchführte.

Durch die hohen Wasserstände der Dornbirner Ache war die Bevölkerung schon seit langer Zeit zur Anlage von aufwändigen Wuhrungen gezwungen. Diese Eindämmungen wurden der Zeit entsprechend aus Holz errichtet, die aber schnell verfaulten und großen Hochwasserereignissen nicht immer standhalten konnten. So entschloss sich die Dornbirner Gemeindevorstehung für die Errichtung einer steinernen Uferbefestigung, die unter der Leitung des Ober-Wuhrmeisters Xaver Fässler in den Jahren 1830-34 entstanden ist. Auf einer Länge von rund 2,5 Kilometern wurde das Achbett von der Achmühle bis zur Schmelzhütten auf beiden Seiten mit Steindämmen gesichert. Weitere Baumaßnahmen in jenen Jahren waren die Anlegung von Kiessperren im oberen Teil der Ache sowie die Verlegung des Flussbettes unterhalb der Schmelzhütten, um einen schnelleren Abfluss des Gewässers zu erreichen.

Die „Dornbirner-Ach-Karte“ ist eine unschätzbare Quelle für die Dornbirner Geschichtsforschung. Mit einer faszinierenden Detailgenauigkeit zeigt sie in bunten Farben den Zustand der Besiedlung und der Landschaft vor den Regulierungsmaßnahmen an der Dornbirner Ache. Mit dieser Bestandsaufnahme lässt sich vorstellen, wie dieses Gewässer von Menschenhand fast unbeeinflusst seinen Weg gebahnt hat. Dargestellt sind die großen Kiesbänke und die das Flussufer säumenden Auwälder. Dabei wird auch klar, dass die Ache durch die später durchgeführten Baumaßnahmen um mindestens die Hälfte bis teilweise sogar auf ein Drittel der vorher benötigten Flussbreite eingeengt wurde. Die Karte zeigt das gesamte Dornbirner Gemeindegebiet im Talboden mit seinen Ortsteilen Hatlerdorf, Mühlebach und Hintere Achmühle südlich der Ache sowie nördlich davon die Vordere Achmühle, Gechelbach, Sägen, Schmelzhütten, Markt, Oberdorf, Kehlen und Haselstauden. Nicht in das Kartenwerk einbezogen wurde das gesamte Berggebiet mit seinen zahlreichen Bergparzellen. Weiters ist bei der Einmündung der Dornbirner Ache in den Bodensee das Siedlungsgebiet von Fußach dargestellt.

Auf dem gezeigten Kartenauschnitt sind die beiden Dörfer Markt (auch Niederdorf) und Oberdorf zu sehen. Das Zentrum vom Markt bildet der Marktplatz mit der Pfarrkirche St. Martin und den sie umgebenden Friedhof. Die Häuser reihen sich an den Ausfallstraßen entlang. Durch einen siedlungsfreien Raum, der mit Obstbäumen bepflanzt ist, ist das Oberdorf vom Markt getrennt. Im Gegensatz zum Markt ist dieser Ortsteil ein Haufendorf. Die Grundstücke zwischen den Häusern sind großteils mit Rebstöcken bepflanzt. Auch hier bildet ein Gotteshaus – die Sebastianskirche – das Zentrum des Dorfes. Beim genaueren Studium dieser Karte wird der Betrachter sicherlich noch viele weitere Details entdecken können.

 

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